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Verfasst: Sa 6. Jan 2007, 15:45
von ernstlos
Beschäftige mich zur Zeit etwas intensiver mit meinem neulich erworbenen Holder E6 und habe den Eindruck, daß im Vergleich zu meinem anderen E6 sich der mit dem Seil betätigte Anlasser viel leichter durchdrehen läßt, es ist quasi kaum Widerstand vorhanden. Aufgefallen ist mir, daß er erst nach mehreren Versuchen anspringt und daß er erst "volle" Leistung bringt, wenn er in höhere Drehzahlen kommt. Wobei ja "volle" Leistung relativ ist, weil ich keinen Vergleich mit einer Maschine habe, die in etwa dem Zustand als Neufahrzeug entspricht.
Meine Überlegungen gehen dahin, daß evtl. zu wenig Kompression vorhanden ist?
Wenn ja, kann man die messen und welcher Wert müßte ungefähr angezeigt werden?
Falls es an der Kompression läge, welche Maßnahmen kämen dann infrage?
Wäre schön, wenn sich jemand dazu äußern könnte.
Verfasst: Sa 6. Jan 2007, 16:03
von Bastian
Hallo,
ich kann dazu zwar nicht viel sagen, nur soviel: finde mal einen Berg mit ca. 35 Grad Steigung und den dann im Schnellgang rauf. Mit leerem Hänger müsste er das eigentlich schaffen. Jedenfalls klappt das bei mir. Hat er nicht genug Kompression, müsste also auch weniger Leistung haben.
Mit der Messung der Kompression müsste es eigentlich das gleiche sein, wie beim Diesel, oder?
Gruß,
Bastian
Verfasst: Sa 6. Jan 2007, 19:13
von Bastian
Was auch sein könnte, dass die Kolbenringe verschlissen sind und nich mehr richtig abdichten oder eine Dichtung im Kurbelgehäuse.
Kommt beim Spülvorgang nicht genug Druck aus den Überströmkanälen da sich dieser verflüchtigt, kann auch schon mal der Vergaser zum Auspuff werden (Extremsituation).
Mal alle Dichtungen überprüfen, ob nicht irbendwo etwas Öl oder Benzin austritt.
Verfasst: Sa 6. Jan 2007, 21:25
von ernstlos
Bastian postete
Hallo,
ich kann dazu zwar nicht viel sagen, nur soviel: finde mal einen Berg mit ca. 35 Grad Steigung und den dann im Schnellgang rauf. Mit leerem Hänger müsste er das eigentlich schaffen. Jedenfalls klappt das bei mir. Hat er nicht genug Kompression, müsste also auch weniger Leistung haben.
Mit der Messung der Kompression müsste es eigentlich das gleiche sein, wie beim Diesel, oder?
Gruß,
Bastian
35 Grad Steigung ? wow Bastian, da hast Du aber eine wirkliche "Granate", den Berg schaffe ich mit keinem meiner E6, die fangen schon an zu keuchen, wenn ein bißchen Steigung da ist.
Dein Beitrag sagt mir aber, daß ich mal den Leistungsverlusten systematisch nachgehen muß.
Verfasst: So 7. Jan 2007, 00:47
von Bastian
Kann mich vielleicht ein wenig verschätzt haben, da ich nur einen kleinen Anhänger (ca. 25-30 kg) habe und somit wenig zu ziehen. Aber auch mit Ladung (ca. 15-20 kg) schaffter das noch gerade so. Ist ja ein 2-Takter. Mit Vollgas hoch, dann klappts. Der Schnellgang ist für solche Kraftübertragungen ja vorgesehen.
Vielleich mal so gesehen, mit dem Fahrrad wird es etwas schwierig diese Berge noch normal hochzufahren, natürlich ohne Ladung.
Wenn deine die "bisschen Steigung" nicht schaffen, kann das daran liegen, dass der Luftfilter oder Auspuff zu ist, eventuell stimmt was mit der Zündkerze/Elektrik nicht.
Gruß,
Bastian
Verfasst: So 7. Jan 2007, 10:53
von ernstlos
Bastian postete
Kann mich vielleicht ein wenig verschätzt haben, da ich nur einen kleinen Anhänger (ca. 25-30 kg) habe und somit wenig zu ziehen. Aber auch mit Ladung (ca. 15-20 kg) schaffter das noch gerade so. Ist ja ein 2-Takter. Mit Vollgas hoch, dann klappts. Der Schnellgang ist für solche Kraftübertragungen ja vorgesehen.
Vielleich mal so gesehen, mit dem Fahrrad wird es etwas schwierig diese Berge noch normal hochzufahren, natürlich ohne Ladung.
Wenn deine die "bisschen Steigung" nicht schaffen, kann das daran liegen, dass der Luftfilter oder Auspuff zu ist, eventuell stimmt was mit der Zündkerze/Elektrik nicht.
Gruß,
Bastian
Ok, Bastian, bin jetzt ein bißchen beruhigter, mein Anhänger (selbstgebaut und für Holztransport ausgelegt) hat wahrscheinlich 120 KG, das ist schon ein Unterschied zu Deinem "Hängerlein".
Und irgendwie habe ich auch immer so meine Hemmungen, mit Vollgas zu fahren, aber das muß man wohl, wenn man die letzte Reserve herausholen will.
Werde trotzdem die Vorschläge aufnehmen und mal die Maschine durchchecken.
Gruß Ernst
Verfasst: So 7. Jan 2007, 12:22
von holderfahrer
Also
Ich würde auf jedenfall mal eine Kompressonsprüfung machen.ein Benziner sollte um die 8-12 bar druck haben.Du kannst aber auch mal etwas öl in die kerzenöffnug geben.und dann mal ziehen.wenn es an den Kolbenringen liegen sollte müsste er jetzt mehr druck haben.Denn öl dichtet ab.Was du auch machen könntest wäre den auspruff und den vergaser abnehmen,und mal den Kolben anschauen.Wenn er an dem ganzen kolbenhemd braun ist dann sind wahrscheinlich auch die kolbenringe auf,denn das ist ein zeichen dafür das die explosion der verbrennung an den kolbenringen vorbei geht.
Holdergruß Manuel
Verfasst: Mo 8. Jan 2007, 23:46
von biggi
Bei dem 2 Takter wirst Du wohl keine 8 bis 12 bar erreichen.
Es dürfte sich eher im Bereich 6 bis 8 bar einspielen, wenn Motor gut (Motoren war nur so um 6.2 bis 7: 1 bezogen auf den vollen Hub verdichtet) und mit Vollgasstellung angezogen wird. Da kommt als Zweitakter mit der Basisverdichtung nicht mehr raus.
Wenn Du keine Kompression (=Kurzschluss zwischen Kurbelgeäuse und Brennraum) hast= Durchdrehen ohne Kraftaufwand, liegt dier Ursache:
- Kolbenringe sitzen in den Nuten fest (meistens mit Ölkohle festgebacken)
Zylinder demontieren und Kolbenringe mit Waffenöl/Harzentferner einweichen
anlösen und vorsichtig aus den Nuten berfreien.
Kolbenringverdrehsicherungen in den Nuten beachten
- Kolbenringe und/ oder Laufbahn verschlissen
Je nach Zustand reicht Austausch der Kolbenringe, im schlimmsten Fall:
Zylinder ausschleifen und neuer Kolben.
- Kolbenfresser:
Zylinder ausschleifen und neuer Kolben.
Wenn Du die oben genannte Methode Öl durch die Kerzenbohrung in den Zylinder zu geben (um den Kurzschluss abzudichten) , nur einen Fingerhut voll, am besten in Postion Kolben Halb auf dem Weg nach Oben. Beim langsamen Durchdrehen verteilt sich dann Öl nur da wo es abdichten soll. Zudem ist dann nur so viel Öl im Zylinder, dass es kaum Einfluss auf den Verdichtungsraum und damit den Komrpessionsdruck hat. Und wenn Du den Motor anschließend wieder starten willst, versaut Dir das überschüssige überall rumsabbernde Öl nicht X-mal die Kerze.
Wenn Du gleich Waffenöl nimmst, und es anschließend einwirken lässt, kann es sogar sein, dass sich Kolbenringe wieder lösen. (einmoten im Winter: Fingerhut mit Waffenöl..., durchziehen, und einwirken Lassen. Waffenöl löst die Ablagerungen..)
Durch den "Kurzschluss" spült er nicht richtig, saugt also kein/kaum Zündfähiges Gemisch an und befördert es somit auch nicht in den Brennraum.
Faustregel ist: Im Ansaugtrakt (Vergaser/Ansaugkürmmer + Kurbelgehäuse) steht schon das Gemisch für die nächsten drei Umdrehungen. Das must Du erst einmal umpumpen. Je besser er umpumpt, um so besser springt er an - und je mehr Kraft brauchst Du.
Wenn der Motor läuft, kommt der nächste Effekt:
Je schneller der Motor dreht, um so größer ist die Kraft, die gleiche Gasmenge durch den konstanten " Kurzschluss" zwischen Kolben und Zylinder in immer kürzerer Zeit wieder in Kurbelgehäuse zu pressen (es bleibt also mehr verwertbares Gas im Brennraum bzw. Kurzschluss kommt zum zumindest beim Verdichten zum erliegen).
Du merkst das also gut beim Ziehen von unten heraus. Bei guter Kompression ist Dampf da, .. . Im anderen Fall musst Du immer eine Mindestdrehzahl haben, unter der nichts geht (Vergaser , Zündung und Auspuff i.O.)
Auspuff, Vergaser, und Simmeringe (wenn Dichtlippe nicht komplett weg) haben mit dem Kompressionsdruck nahezu nichts zu tun. Hier geht es nur darum, die Luft die über dem Kolben steht(Überstromkanal geschlossen), auch dort gefangen zu lassen und auf ein Maß x, den Verdichtungsraum, zusammenzupressen. Je mehr Luft hier gehalten und zusammengepresst wird, um höher der Verdichtungsendruck.
Ich verwende übrigens in meinem alten ZweitaktMotrrad (BJ 52) modernes Hochleistungszweitaköl, auch z.T. Vollsynthetik:
- Motor bleibt innen sauber
- keine Ablagerungen mehr in den Kanälen und Brennraum
- Kolbenringe bleiben gägnig
- mehr Betriebssicherheit
- keinen negativen Einfluss auf Dichtungen/Simmeringe...
- deutlich weniger Zweitakfahne/kein Auspuffausbrennen.
- Mischungsverhältnis habe ich nicht halbiert, obwohl man von 1:25 auf 1:50
gehen können soll (Das kann man bei einem modernen Hobel, wo es an jeder
Ecke Teile gibt gerne probieren, ist mir aber zu risikoreich.)
Wenn das Kompressionsthema ggf. auch im direkten Vergleich mit Deinem besseren Exemplar abgeschlossen ist, kannst Du Dich im Rahmen der Motorrevision ja mal den Simmeringen, Vergaser, Auspuff und Zündung widmen. Das wäre aber aus meiner Sicht eher Feintuning, wenn man eh schon dabei ist.
Verfasst: Di 9. Jan 2007, 00:29
von ernstlos
Danke, biggi und Ihr anderen, mit soviel fachlich fundiertem Hintergrundwissen versorgt, werde ich mich in der nächsten Zukunft an die Arbeit begeben, habe auch jemand in der Nachbarschaft, der einen Kompressionsmesser hat und auch Ahnung von Verbrennungsmotoren.
Ich werde auf jeden Fall über den Fortgang berichten.
Verfasst: Sa 24. Mär 2007, 21:59
von Bastian
Hallo,
@ernstlos: also das mit der "Granate" scheint tatsächlich zu stimmen. Ich bin mit dem großen Anhänger (ca. 100 kg) den Berg raufgefahren, und er hat das geschafft. Habe dabei wohl seine komplette Leistung rausgeholt, da ich den Gashebel ganz öffen musste, was bisher noch nie nötig war. Merkwürdig ist dabei, dass die Kompression ziemlich leicht zu überwinden ist.
Gruß,
Bastian
Verfasst: So 25. Mär 2007, 00:38
von ernstlos
Tschuldigung, Leute, habe doch glatt vergessen, über den Fortgang der Geschichte zu berichten:
Ich habe die Kompression prüfen lassen und da war im Vergleich zum anderen Holder deutlich weniger vorhanden.
Auch der von Biggi empfohlene "Öltest" verstärkte die Vermutung auf geringe Kompression.
Also dann: Auspuff ab, Vergaser ab und da konnte man schon vertikale Riefen am Kolben sehen.
Nach Abbau des Zylinders konnte man Riefen in Gänze sehen, die aber zu den Kolbenringen hin weniger wurden bzw. gegen Null gingen.
Befragung von mehreren Fachleuten ergab, daß wohl mal der Kolben "gefressen habe", daß neue Kolbenringe keine hundertprozent-Lösung seien. Besser sei ein neuer Kolben.
Habe dann jemand gefunden, der mir für 150 Euro einen neuen Übermaß-Kolben (komplett) mit Zylinderbearbeitung besorgt/gemacht hat.
Habe noch keine ausgiebigen Tests machen können, jedenfalls ist jetzt Kompression da.
Muß mich aber dennoch mal um das Anwurfsystem kümmern, ab und zu rutscht da was durch.
Habe aber dazugelernt: da die stärksten Riefen am Kolben auf der Seite des Vergasers waren, könnte evtl. verunreinigte Ansaugluft ursächlich gewesen sein ?
Jedenfalls werde ich dem Thema "Luftfilter" künftig mehr Beachtung schenken.
Gruß Ernst