Gelenkwelle A60 verschlissen - Erfahrung?

Wie A8,A10,A12 usw.
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sambora
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Registriert: Di 15. Nov 2011, 16:46

Gelenkwelle A60 verschlissen - Erfahrung?

Beitrag von sambora »

Hallo liebe Holderschrauber,

wie sicherlich viele Holderbesitzer auch habe ich bei meinem A60 verschlissene Gelenkwellen. Da ich mich mit dem Thema schon intensiv beschäftigt habe hier ein paar Informationen zum Thema Gelenkwellen. Falls ich falsch informiert bin bitte ich um Korrektur/Kommentar.

Kreuzgelenke haben eine interessante Eigenschaft: Werden sie im Betrieb (also beim Drehen) gebeugt, leiten sie die die Antriebsdrehzahl nicht gleichförmig weiter, sondern es entsteht ein permanentes beschleunigen/abbremsen. Dieses ist geometriebedingt und verstärkt sich mit zunehmenden Beugewinkel. (siehe wikipedia "Kreuzgelenk"). Für die Gelenkwelle heißt das, die konstante Eingangsdrehzahl wird am ersten Kreuzgelenk in eine pulsierende sinusförmige Drehzahl transformiert. Am zweiten Kreuzgelenk wird dieser Effekt wieder aufgehoben und es entsteht die anfangs eingeleitete konstante Drehzahl. Das klappt aber nur, wenn das zweite Kreuzgelenk auch im richtigen Winkel zum ersten steht. Sonst wird der Effekt noch verstärkt und alles fängt an zu rappeln. Deshalb auch die Pfeile auf den Gelenkwellen, um eine korrekte Montage auf jeden Fall sicherzustellen.
Die Konsequenz aus dieser Eigenschaft ist aber auch, das der Mittelteil der Gelenkwelle, also die Schiebemuffe zwischen den Kreuzgelenken, dauernd beschleunigt und abgebremst wird. Hat die Verzahnung nur minimal Spiel, fängts an zu klappern, da die Zähne dauernde Lastwechsel erleben und von der linken Zahnflanke zur rechten hin und her wandern.

Und weiter gehts:
Die Gelenkwellen des A60 laufen mit hohen Drehzahlen. Deshalb sind die Lagertöpfchen in den Kreuzgelenken nicht wie üblich nur mit einem Sprengring gesichert, sondern in die Bohrungen der Gelenkgabeln eingepresst. Folglich kann man nicht einfach die Sprengringe entfernen und die Kreuzgelenke demontieren. Also muss man die Gelenkwelle am Stück ausbauen. Das Ende der Gelenkwelle ist mit einem Konus auf der weiterführenden sog. Zwischenwelle montiert. Gesichert ist sie mit Passfeder und Mutter. Wenn man die Mutter löst, kann man ein Flacheisen ins Kreuzgelenk stecken. Wenn man nun die Sicherungsmutter losschraubt, wird die Gelenkwelle vom Konus der Zwischenwelle abgedrückt. So die Theorie des Werkstatthandbuches.

Hier noch zur Information die Preise für neue Gelenkwellen:

die zwei großen kosten 442,20 Euro
die kleine kostet 398,45 Euro
zzgl. Versand

So, nun endlich meine Frage:
klappt das mit dem Abdrücken der Gelenkwelle so wunderbar oder gibt es da Komplikationen? Wer hat das schon mal durchgeführt und kann wertvolle Ratschläge geben? Krieg ich die Welle auch raus, ohne den Traktor in der Mitte zu teilen?

Bin gespannt auf eure Erfahrungen.
URMEL
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Registriert: Do 3. Nov 2011, 19:38

Re: Gelenkwelle A60 verschlissen - Erfahrung?

Beitrag von URMEL »

Hallo, Du schreibst, daß die Gelenkwellen verschlissen sind. Was verstehst Du darunter? Ist das Zahnprofil ausgeleiert oder haben die Kreuze in den Buchsen Spiel? Ist Letzteres der Fall, so ist auch bei eingepressten Buchsen ein Tausch machbar. Bitte um weitere Informationen.ff&px(fiel freude & pleib xunt) URMEL
ff&px (fiel freude & pleib xunt)Urmel
sambora
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Registriert: Di 15. Nov 2011, 16:46

Re: Gelenkwelle A60 verschlissen - Erfahrung?

Beitrag von sambora »

Hallo Urmel,

naja, also das Zahnprofil hat Spiel, die Kreuzgelenke auch. Leider hat der Vorbesitzer am Schmierfett gespart. Am meisten interessiert mich allerdings, ob man die Welle auch ohne Getriebeausbau ausbauen kann. Ich bin mir nicht sicher ob das klappt. Hast du das ganze schon hinter dich gebracht?

Gruß
biggi
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Registriert: Mi 11. Jan 2006, 19:51

Re: Gelenkwelle A60 verschlissen - Erfahrung?

Beitrag von biggi »

Ohne Trennen geht da nichts.

Die Gelenkwellen sitzen jeweils auf ein Konus (Mutter auf Zapfen).
Du musst die Gelenkwellenhäften zum einen vom vordernen Getriebeausganskonus herunterbekommen/treiben und zum anderen von den Zwischenwellen im Zwischengehäuse zum hinteren Getriebe, wozu man das Zwischengehäuse am besten von hinteren Getriebe abbaut und die Zwischenwellen nach vorne ausbaut, um an die Konuse zu kommen..

Also im NOrmalfall das gute Stück in drei Teile zerlegen. (Ameise hilft beim Trennen)

Lager der Zwischenwellen im Zwischnegehäuse prüfen und ggf. erneuern. (bzw. gleich neu machen, dann ist Ruhe.

Verzahnung Zwischenwellen prüfen und ggf. erneuern.

Gelenkwellenüberholung lohnt sich in der regel nicht, wenn Keilwelle verschlissen.

Je nach Geschick gehen da zwei bis drei Tage drauf zu, wenn Du alle Teile vor Ort hast.

Besorgt dir die Repanleitung, die hilft.
sambora
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Registriert: Di 15. Nov 2011, 16:46

Re: Gelenkwelle A60 verschlissen - Erfahrung?

Beitrag von sambora »

Hallo biggi,

vielen Dank für die Tipps. Die Reparaturanleitung habe ich zum Glück schon, hat mich stolze 40€ für eine Kopie gekostet. Ich habe auch schon fleißig darin gelesen, aber grau ist alle Theorie...

Du scheinst das ja alles schon mal gemacht zu haben, das natürlich was ganz anderes. Hört sich auf jeden Fall sehr interessant an, was Du zu den Zwischenwellen sagst. Weshalb sollte hier die Verzahnung defekt sein, war das bei Dir so? Und wenn ich die dann erneuere, sprich eine neue Welle einbaue, ist ja immer noch die Gegenverzahnung auf der Eingangswelle des hinteren Getriebes defekt.

Dann noch eine letzte Frage: wenn die Lager der Zwischenwellen im hinteren Fahrzeugteil hinüber sind, sind doch wahrscheinlich auch die Lager der "Zwischenwellen" im vorderen Getriebe kaputt. Oder irre ich mich da :?: :?: ?

Trotzdem schon mal vielen Dank für die Antwort.

Gruß
biggi
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Registriert: Mi 11. Jan 2006, 19:51

Re: Gelenkwelle A60 verschlissen - Erfahrung?

Beitrag von biggi »

Die neuen Zwischenwellen habe am Ende eine Klemmuschraube in der Verzahnungungshülse.

Damit kann man das Spiel zwischen Muffe und Getriebeinganswellenverzahnung eliminieren.

Das Spiel bei der alten Muffe/Zwischenwellen fürhte zum Einarbeiten der Verzahnung vorwiegend in der Muffe, da diese weicher ist, als die Getriebeeingangswelle.

Ich habe beim oberen Gelenkwellentausch festgestellt das meine Zwischenwellen anfingen in der Verzahung Spiel zu entwicklen. Getriebeingangswellen waren i.O. Und da habe ich dann die alten Zwischenwellen rausgeschmissen, ... .

Welche Welle Du drin hast (alt/neu), sitzt Du am Zwischengehäuse (drei Bohrungen in Fahrichtung links seitlich am Getriebegehäuse ca. 15 cm vor dem Ende des Zwischengehäuses bzw. nach Demontage.

Das Lager der Zwischenwelle ist ein separates Kugellager (2Z/2RS) mit Lebensdauerfettfüllung.
kosten so ca. 15.- Euro; sind völlig unabhängig und wesentlich anders diemensioniert als die Laqger im Getriebe selbst. Wenn man eh alles ausseinander hat, und dem Lager nicht mehr traut, wäre es schwachsinn, das nicht mitzumachen. Und anschlißend läuft alles rund.
ShelbyTG
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Registriert: So 15. Mär 2009, 11:13

Re: Gelenkwelle A60 verschlissen - Erfahrung?

Beitrag von ShelbyTG »

naja ist ja schon alles gut erklärt hier. fakt ist, dass man den Holder teilen muss. der tipp mit der ameise ist gut. ich habs auch schon mal mit einem kran mit laufkatze gemach und die räder drauf gelassen. das habe ich aber bereut, da sich dies als äußers schwierig gestaltet hat, da durch das drehen der räder sich die wellen drehen....
ich würde wenn ich den Holder geteilt hab evtl auch gleich neue Wellendichtringe an den gelenkwellen am vorderen getriebe reinmachen. kostet nicht all zu viel, bringt aber sicherheit dass hier alles wwieder dicht ist und du sparst dir evtl dass du irgendwann nochmal teilen musst.

viel erfolg
sambora
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Registriert: Di 15. Nov 2011, 16:46

Re: Gelenkwelle A60 verschlissen - Erfahrung?

Beitrag von sambora »

Hallo,

vielen herzlichen Dank für die aufschlussreichen Antworten! An so manches hätte ich sicher nicht gedacht.

@ biggi:
Also die Lager der Zwischenwellen werde ich auf jeden Fall tauschen, das wäre wirklich dumm wenn man das nicht tut. Weißt du noch in etwa, was die neuen Zwischenwellen gekostet haben? Wäre äußerst interessant für mich. Die Bohrungen fürs anziehen der Zwischenwellen fehlen bei mir natürlich. Aber in der Reparaturanleitung ist eine Skizze, wie diese zu erstellen sind. Sieht relativ machbar aus.

@ ShelbyTG:
Die Idee mit den Radialwellendichtringen am vorderen Getriebe ist natürlich auch perfekt. Die werden gleich mit getauscht. Ich denke auch, das ich das hintere Getriebe mit dem Hubwagen rausfahren werde. Ist auch in der original Reparaturanleitung so vorgesehen.

So, nun noch eine Info für alle, die noch gute Gelenkwellen haben und diese auch in dem Zustand halten wollen. Ich habe, nach etlichen Fehlversuchen, nun das ultimative Abschmierfett für alle teuren Gleitpaarungen gefunden. Es ist aus dem Hause molykote (http://www.molykote.de/) und nicht mit dem "Universalabschmierfett" zu vergleichen, welches man an jeder Ecke bekommt. Die Karusche hat ca.10€ gekostet, das Universalfett kostet zwei. Das Molykote enthält wesentlich mehr Festschmierstoffe und haftet ausgezeichnet. Mir ist ein Tropfen auf den Boden getropft, war sehr schwer den wieder wegzubekommen. Den hohen Festschmierstoffanteil kann man förmlich sehen. Vom Gefühl her kann mit dem Zeug nix mehr kaputt gehen. Zu beziehen ist das Fett nur im Fachhandel, im Internet konnte ich es nicht finden. Am besten beim Industriebedarf oder ähnlichem nachfragen.

Viele Grüße
biggi
Beiträge: 917
Registriert: Mi 11. Jan 2006, 19:51

Re: Gelenkwelle A60 verschlissen - Erfahrung?

Beitrag von biggi »

Bohrungen fehlten bei mir auch. Ist aber kein Thema, die nachzurüsten. Man muss nur langsam bohren.. (Geht auch mit Hanbohrmaschin und Untersetzungsgetriebe). . Und beim Bohren gleich an die Verschlussstopfen denken bzw. Verschlusschraube, wenn man will.

Zwischenwelle lag so bei ca. 200.-/Stück + Mwst, wenn ich das noch recht auf dem Schirm habe.
sambora
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Registriert: Di 15. Nov 2011, 16:46

Re: Gelenkwelle A60 verschlissen - Erfahrung?

Beitrag von sambora »

Hallo biggi,

danke für die Preisauskunft. Mit dem Bohren denke ich auch das es klappt. Ich werde aber die Säulenbohrmaschine verwenden, ist halt einfach besser zu kontrollieren. Langsame Arbeitsgeschwindigkeit ist denke ich auch wichtig, das Guss-Material wird wahrscheinlich etwas härter und spröder sein als normaler Baustahl. Aber das wird auch irgendwie zerspant.

Der Verschlussstopfen ist wahrscheinlich auch keine schlechte Idee.

Gruß
sambora
Beiträge: 8
Registriert: Di 15. Nov 2011, 16:46

Re: Gelenkwelle A60 verschlissen - Erfahrung?

Beitrag von sambora »

Hallo,

hier noch eine interessante Information. Von Loctite gibts was für verschlissene Keilwellen. Es handelt sich um einen 2-K Epoxidkleber, der mit Metallpartikeln gefüllt ist. Der kann Spalte größer 0,5mm überbrücken. Man mischt die Sache an und bestreicht die verschlissene Verzahnung mit der Masse. Danach wird die Welle auf die Nabe gefügt und aushärten lassen.

Allerdings ist das Zeug nicht ganz billig, das kleine Set kostet über einhundert Euro. Aber vielleicht kann man sich dafür 3 neue Wellen insgesamt 600€ sparen.

Gruß
URMEL
Beiträge: 630
Registriert: Do 3. Nov 2011, 19:38

Re: Gelenkwelle A60 verschlissen - Erfahrung?

Beitrag von URMEL »

Hallo, habe bei "Loctite" lange gesucht, wurde aber nicht fündig. Hast Du den Produktnamen?
Danke ff&px(fiel freude & pleib xunt) URMEL
ff&px (fiel freude & pleib xunt)Urmel
biggi
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Re: Gelenkwelle A60 verschlissen - Erfahrung?

Beitrag von biggi »

Urmel,

ich habe da auch schon gesucht. Muss dann unter Keilwellenreparaturprodukten/Lagerkleber sein.
Das gibt es Mittel bis 2.5 mm (und die braucht man, wenn man verschleiß feststellt...).

Das einzige Problem bei der Geschichte ist immer, dass nicht angeben ist, welche Festigkeit die Mittelchen haben, für welche Belastung, welche Beugewinkel... .... .

Ich bin da immer etwas zrückhaltend, bei solchen Produkten, und nehme so etwas nur dann, wenn es die letzte Rettung ist und man eh nicht mehr verlieren kann.

Was nützt es mir, ein paar Euro für die Zwischenwellle zu sparen, wenn das nachher im rauhen betrieb nicht hält. Das sollte man dann vorher lieber mit der Anwendungstechnik/Technischen Dienst des Mittelherstellers im Vorfeld klären.

Hält es nicht, merkt man es meistens erst dann, wenn der Rest der Verzahnung weg ist, weil es rüberratscht, , und dann wird es ggf. teuer (400 für die Welle gespart und ggf. 4.000 für ein Getriebe im Tausch hingelegt.+ Wellen....).

2 Arbeitstage gehen da auch mit drauf, wären also in Summe 4... . (

Desweiteren muss man auch hier bedenken, dass Getriebewelle und Zwischenwellenlager nicht 100% fluchten, und immer eine leichte umlaufende "Beugebewegung" zwischen Muffe und Welle stattfindet.
Da ist ja kein Gelenk mehr dazwischen, sondern nur die Muffe..
Daher ist fetten der Verbindung bei der MOntage mit Festschmierstoffpaste angesagt. .... .
...
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