Kolbenbolzen 600L

500er,600er usw
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Dachsenfranz
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Registriert: Mi 17. Dez 2008, 21:21
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Kolbenbolzen 600L

Beitrag von Dachsenfranz »

Hallo

Nach einem Pleullagerschaden habe ich heute meine neuen teile bekommen.

Das gewicht des neuen Kolben ist das gleiche wie der alte.
Der Kolbenbolzen ist 90 gramm schwerer als der alte.

Die axialbohrung -alt- =23mm
-neu- =18mm

auf meine nachfrage beim Instandsetzer habe ich folgende antwort erhalten=

...............der bolzen entspricht dem zuletzt von Sachs gefertigten stand.........
der alte Bolzen hat sich durchgebogen und dadurch ist es zu pleullagerschäden gekommen....
..................dieser bolzen wurde schon hundertfach eingebaut................."


jedes gramm mehrbelastung ist doch eine unnötige belastung der lager.....von der unwucht mal ganz abgesehen.
Was haltet ihr davon?
HolderA28
Beiträge: 324
Registriert: Fr 6. Apr 2012, 11:46

Re: Kolbenbolzen 600L

Beitrag von HolderA28 »

Hallo und guten Morgen,

ich verstehe das richtig?

Der alte Bolzen war insgesamt dicker, 23 mm? Und war durch gebogen?

Der neue ist dünner, 19 mm aber schwerer? Dann dürfte da ja die Wandstärke deutlich stärker sein, was ja einem erneuten Durchbiegen entgegen wirkt.

Unwucht gibt es nur bei drehenden Teilen. Da weder der Kolben noch der Bolzen noch das Pleuel ein drehendes Teil ist, ist da also auch keine Unwucht.

Das mehr an 90 Gramm ist ein Witz von dem, was an Kräfte wirkt (auf die Lager), wenn der Arbeitstakt aktiv ist. Was meinst Du, wo kommen die 10 oder 12 PS her?

Wichtig in dem Moment ist der Ölfilm, dass der auch da ist, denn nur mit einem ausreichenden Ölfilm gibt es kaum Verschleiß. Also ggfs. die Ölpumpe warten (prüfen) lassen.

Wenn Du dem nicht folgen kannst oder willst gibt es nur eine Möglichkeit für den Motor bzw. Deinen Schlepper: Umbauen auf Elektroantrieb.

Gruß A 28
Maschine ohne e, hat nichts mit der Eisenbahnschiene zu tun.
Ventil ohne e.
Paket, korrekt effektiv Haken wird ohne c geschrieben, der Trecker jedoch mit c und nicht mit Doppel k.

Wer keine Ahnung hat sollte häufiger einfach mal das Maul halten...
biggi
Beiträge: 917
Registriert: Mi 11. Jan 2006, 19:51

Re: Kolbenbolzen 600L

Beitrag von biggi »

Die Verkleinerung der Innenbohrung des Kolbenbolzens dient tatsächlich der Steifigkeitserhöhung.

Bei der Drehzahl dieses Diesels spielen die 90 gramm für die Lagerbelastung keine Rolle.

Die untere Pleuellagerschale ist eh nahezu unbelastet und hat letztendlich lediglich die Aufgabe das Pleuel mit der Kurbelwelle in Kontakt zu halten.

Hauptlagerbelastung resultiert nahezu allein aus Verbrennungsdruck mal Kolbenfläche.

Und wenn Du Dir die Gesamtmassen (Kolben, Pleuel, Bolzen .. aufaddierst und dann ins Verhältniss setzt..) mal anschaust, fallen da die 90 Gramm mehr nicht in Betracht. Sonst hätte man das ganze auch nicht so freigegeben, sondern dann wäre die Ansage beim Kolbentauschen gekommen. "Kolben und Kurbelwelle feinwuchten/Wuchtgewichte tauschen/nur mit neuer Welle Teilenummer .,.. verstärkte Lager einbauen...)

Die Pluelbuchse wird die geringere Durchbiegung sicherlich dankbar aufnehmen, weil Durchbiegung immer auf Kosten Lagerspiel geht. (Lagerspiel muss entsprechend größer sein bzw. wird größer und umso eher droht ein Exitus.)

Viel wichtiger ist jedoch, dass Du die Ölversorgung überprüftst und sicherstellst.

Du schreibst Pleuellagerschaden: Wo (oberes Kolbenbolzenauge oder Pleuelfuß)?

Ursache ist hier meistens:
- Mangelschmierung durch unzureichende Ölzufuhr oder falsches Öl, was dem Druckniveau nicht standhält.
- defekte Einspritzdüsen, die zu einer unkontrollierten Verbrennung mit übermäßigen schlagartigen Druckanstieg, die den Ölfilm auf Null zusammendrückt, dann läuft Metal auf Metall bzw. Metall wird auf Metall gehämmert, kurz reibgeschweißt ... und ....

Also auch Ölsorte, Ölversorgung und Einspritztechnik prüfen, sonst steht Du schnell wieder vor dem gleichem Dilemma.

Und je nach Zerlegungsgungsgrad, die Ölpumpe sauber entlüften, bevor der Motor an's laufen geht.
Und beim Zusammenbau mit Öl an den Bauteilen nicht sparen. Kann man ja nach unten über Deckel nachher wieder ablassen, wenn er keine Duplex-Pumpe hat..
Dachsenfranz
Beiträge: 23
Registriert: Mi 17. Dez 2008, 21:21
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Re: Kolbenbolzen 600L

Beitrag von Dachsenfranz »

Danke für die antworten.

Ausgeschlagen war das kolbenbolzenlager.Das Lager hatte sich etwas verdreht und so die schmierbohrungen zu 40 % verdeckt. Die bohrung für die madenschraube war zur hälfte noch im pleul sichtbar, am lager selber war nichts zu sehen.Eine madenschraube war nicht eingebaut.
Vermutlich war es nicht mehr das orginallager.
Am orginal kolben (Mahle) war im bereich der überströmöffnung ein stück abgebrochen, so das ich nun auch einen neuen Kolben brauche.

An dem nachbau-Kolben sind 4 identische kolbenringe eingebaut sind.Der obere ist kein trapezring sondern wie die 3 anderen ein rechteckring.
Ist dies nicht mehr notwendig?-Ist so ein trapezring überhaupt noch erhältlich?

Die fördermenge der ölpumpe habe prüfen lassen, sie war im vorgeschriebenen bereich.
Einspritzdüse wurde auch überprüft und als -gut- befunden.
Das öl ist normales 15w 40 von einem Qualitätshersteller.

nun werde ich den 9o gramm schwereren bolzen einbauen .Bleibt nur noch die frage mit dem Kolbenring.

gruß aus Baden
biggi
Beiträge: 917
Registriert: Mi 11. Jan 2006, 19:51

Re: Kolbenbolzen 600L

Beitrag von biggi »

Ein Trapezring kommt vorwiegend als 1. Kolbenring bei Verbrennungsmotoren zum Einsatz.

Über die Trapezform (abgeschnittener "Keilform" )2 ist die Gefahr des Kolebnringklemmes (Festgehen in der Nut) bei gleichem Höhenspiel wesentlich reduziert:

Bei jeder kleinen Bewegung arbeitet das Trapez/der Keilstumpf in der Nut angefallene Verbrennungsrückstände/Russ ab (abreiben, zermalen, losreisen), unterstützt/angeregt von den Gasdrücken, Anlagewechsel Kolben und Ring , überstreichen Spülkanäle.

Er hat praktisch - etwas übertrieben ausgedrückt - immer nur die instabile Linenberührung zum Ringkanal.

Eine Rechteckring liegt dagegen immer stabil Vollflächig auf. Bewegt sich dementsprechend weniger/gedämpfert. Und neigt damit wesentlich eher zum Festbacken (flächiges Verkleben anstelle linien..) . Hier muss man dann im Zweifelsfall im Ringspiel (Höhenspiel) nach oben gehen, wenn man Trapezring vermeiden wil.

Trapezringe gibt es immer noch / sind Stand der Technik bzw. Standartware bei jeden gut sortierten Motorenbauer bzw. seinem Lieferanten.

Das Trapez geht bei Messungen mit der Schieblehre /Augenmass... bei der geringen Breite und einem Winkel von je 6 bis 7 Grad schnell mal unter (10 % dickenveralust auf die Ringbreite).

Ob der Trapezring notwendig ist, hängt ua. davon ab, wie das Höhenspiel des ersten Ringes ist.

- je größer, desto unempfindlicher gegen Festbacken
- wie groß der Russanfall im Betrieb ist (Güte und Sauberkeit der Verbrennung)
(zu hohe Einspritzmenge = mehr Russ = erhöhe Klemmgefahr)
(mangelnde Zerstäubung = lokal mehr Russ = erhöhte Klemmgefahr).
- wie Gut kommt der Russ bis zum 1. Ring voran (u.a. Kolbenspiel incl. Vorhalt Wärmeausdehnung Kolben (Kegelform, Thermikkolben....), Abstand zur Kolbenoberkante,

p.s.

der 4. Verdichtungsring läuft defakto leer mit, wenn die ersten drei sauber arbeiten...
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Josef47
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Re: Kolbenbolzen 600L

Beitrag von Josef47 »

Hallo,

geht man von einem Verbrennungsdruck bei diesem Motor von 65 bar aus, so entsteht bei der Zündung des eingespritzten Diesels ein Kraft von ca. 4 Tonnen auf das Triebwerk.
Die paar Gramm "Kolbenbolzenübergewicht" spielen hierbei keine Rolle. Diese 90 G müssen lediglich bei jeder Zündung zusätzlich zur Gesamtmasse beschleunigt werden, was einen kaum messbaren Leistungsverlust zur Folge hat.

Kolbenfläche x Druck = Kraft auf Kolben, Bolzen, Pleuel, Pleullager.

8,85 cm x 8,85 x 0,785 x 65 bar ergeben 3996,4 Kp

Wie biggi schon schrieb, richtige und ausreichende Schmierung, richtige Betriebstemperatur sind die Vorraussetzungen für eine lange Motorlebensdauer.
Das heist, nach Reparatur Einfahren, bei kalter Maschine keine Vollbelastung, keine überhöhten Drehzahlen, Übertemperatur vermeiden. Wenn diese eingetreten ist, Belastung zurücknehmen, auf Abkühlung achten.

Gruß Josef
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